BÜDINGEN – (myl). Der Fotoclub Büdingen ist einer der Vereine, der seine sieben Sachen packen und aus der alten Stadtverwaltung, die an den Kreis verkauft worden ist, ziehen musste. Ist die Situation für den einen oder anderen Verein noch glimpflich ausgegangen, sind die Fotografen immer noch heimatlos und bald – geht es so weiter – ohne Mitglieder. Denn nach dem Auszug sank die Anzahl der Aktiven um ein Drittel. Nach zwei unerfreulichen Jahren eröffnet sich endlich eine Perspektive. 

Monatstreffen, Workshops, Vorträge, Clubabende – der Monatskalender auf der Internetseite des Fotoclubs hält viele Möglichkeiten bereit. Eingetragen ist nichts. Keine Termine, keine Shootings. Man könnte es eine schöpferische Pause nennen, denn Kunst und Kultur funktionieren nun mal nicht im dauerhaften Hochtourmodus. Dass sich die gemeinsamen kreativen Momente derzeit auf einen monatlichen Stammtisch reduzieren, ist allerdings nicht gewollt. Doch ohne Räume sind die Möglichkeiten erschöpfend gering. 1972 hatte sich der Verein gegründet. Seit 2007 trafen sich die Mitglieder des Fotoclubs in der ehemaligen Stadtverwaltung und teilten sich mit dem Seniorenspielkreis das ehemalige Magistratszimmer. Eine glückliche Fügung war der Nebenraum, in dem die Fotografen ihr hochwertiges und zum Teil sehr sperriges Equipment lagern konnten. Die Übernahme eines Vereinsraumes war bei den Mitgliedern zunächst umstritten, erinnert sich Henning Bruns, Vorsitzender des Clubs. Ein ordentlicher Mitgliederschub bestätigte jedoch die Entscheidung. Jeden Montag trafen sich die Mitglieder fortan zu Arbeitstreffen. 2008 und 2010 beteiligte sich der Fotoclub an den Ferienspielen, zeigte den Kindern die Grundlagen der Fotografie und erkundete mit ihnen die Altstadt, immer auf der Suche nach einem tollen Motiv. 2010 nahm der Club an den Blauen Montagen teil. Die Blauen Montage waren ein Projekt im Zuge der Aktion „BlauZeit in Büdingen – Zeit für Kultur“. Mit 85 Aufnahmen schmückten sie den Bauzaun der Bahnhofstraße. Unter dem Motto „Ich bin ein Blauarbeiter“ entstanden unverwechselbare Porträts von Büdinger Bürgern. Auch der Fotomarathon war eine besondere Veranstaltung: „Eine Stadt, sechs Stunden, acht Aufgaben“ lautete die Vorgabe. Ausstellungen bereicherten die Mitglieder des Fotoclubs, unter denen auch professionelle Fotografen sind. Der Schaukasten in der Bahnhofstraße mit Fotoaufnahmen zeigte immer wieder den Unterschied zwischen Knipsen und Kunst. Die Aha-Effekte während des Einkaufsbummels in der Stadt sucht man heute vergebens. Gemeinsam mit der Stadt wurde nach Räumen gesucht, was allerdings noch zu keinem Ergebnis geführt hatte. Bruns trauert dem alten Vereinsraum nach: „Die ehemalige Stadtverwaltung war ein genialer Clou.“ Ein Vereinsgebäude fehle grundsätzlich in Büdingen, und warum das nicht in der ehemaligen Kaserne möglich ist, wo so viele Gebäude leer stehen, kann er nicht nachvollziehen. Bruns kennt die Kaserne sehr gut. Dort hatte er mit der Kamera mal einen Tag der Amerikaner dokumentiert. Aus diesen Impressionen ist ein Buch entstanden. Ende Oktober hatte sich der Vorsitzende auf Initiative von Bürgermeister Erich Spamer mit Bernd Scheller Räume im Alten Rathaus in Düdelsheim angeschaut. Nach der Inspizierung flammte Hoffnung auf. Das ehemalige Bauarchiv würde sich als Treffpunkt und Lagerraum eignen und könnte wieder eine Anlaufstelle für die Mitglieder sein. In einem Antrag an die Betriebskommission stellte er die Situation des Vereins nochmals dar und hofft nun auf eine Überlassung des Raumes. Um eine Miete wird der Verein, sofern die Kommission dem Antrag zustimmt, wohl nicht herumkommen. Bleibt nur die Frage, ob sie von dem Verein gestemmt werden kann. „Wir werden uns wieder berappeln, da bin ich optimistisch“, meint Bruns. Zeit, um Kraft und Ideen zu tanken, hat der Verein jedenfalls gehabt. Aus Kreis-Anzeiger vom 15.11.2014

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